Die Sonne scheint und die ersten Leute laufen im Tal schon mit kurzen Hosen rum. Man bekommt das Gefühl, der kalte Winter weicht langsam einem milden Frühling. In den tiefen Lagen kommt das Grün langsam zum Vorschein doch in den Bergen liegt noch viel Schnee... Und der bleibt meist auch noch eine Weile!
Gut für uns, denn jetzt beginnt die eigentliche Skitourenzeit! Das hat natürlich einen bestimmten Grund: Denn im Frühjahr, wenn es längere Zeit keinen Niederschlag mehr gegeben hat, ist die Lawinengefahr meist geringer als im Hochwinter. Die Temperaturen steigen, die Schneedecke setzt und verfestigt sich zunehmend und die im Hochwinter häufig anzutreffende kritische Lawinenlage wird immer seltener.
Manche Skitouren sind überhaupt erst im Frühjahr sinnvoll, wenn Zubringerwege ausapern und diese wieder mit dem Fahrrad oder gar mit dem Auto befahren werden können. Außerdem setzen viele Hütten und andere Unterkünfte ihren Betrieb erst dann wieder fort.
Beste Bedingungen findet man in dieser Zeit wenn der Himmel in der Nacht vor einer Tour klar ist. Dann "strahlt es ab", sagt man. Soll heißen, die oberflächliche Wärme des Tages steigt nach oben auf und die nächtlichen tiefen Temperaturen lassen die Schneedecke wieder gefrieren und tragfähig werden.
Um diese guten Bedingungen bestmöglichst auszunutzen, ist meist ein früher Start notwendig. Eine feste, gefrorene Oberfläche lässt uns leicht vorankommen und sorgt dafür, dass die Lawinengefahr gering ist.
Das ist solange der Fall, bis die Sonne ihre vollen Kräfte entwickelt hat und den Schnee wieder aufweicht. Dann sollte das Lawinenproblem Nassschnee unbedingt berücksichtigt werden. Das Abfahren bzw. Aufsteigen im tiefen sulzigen Schnee bereitet zudem nur wenig Freude, weshalb man diesem Phänomen ohnehin freiwillig aus dem Weg geht!
Was wir am allerliebsten vorfinden ist der "Firn"- so wird im allgemeinen Sprachgebrauch der Altschnee bezeichnet der im Idealfall tagsüber oberflächlich leicht aufweicht und dann höchsten Skigenuss verspricht! Griffig, weich, gleichmäßig sind Attribute, die hier zutreffen. Bei perfekten Bedingungen ist das Fahren in diesem Schneezustand besonders geschmeidig, weshalb man gerne den Begriff "Butterfirn" dafür verwendet.
Manchmal entscheiden nur wenige Grad in der Hangausrichtung darüber, ob es schon "auffirnt"oder noch hart bleibt. Es ist also häufig wie ein Spiel zu verstehen den richtigen Hang zum richtigen Zeitpunkt abzufahren. Zumindest sehe ich das so!
Wenn man das einmal erlebt hat, dann kann man sich zurecht fragen, was denn wohl schöner ist: Unverspurter Pulverschnee oder bester, butterweicher Firn!? Beides hat einen großen Reiz! Vielleicht hat man sogar Glück und findet auf der Südseite das eine und auf der Nordseite das andere...
Wer im Frühjahr Skitouren unternehmen möchte, der braucht häufig seine Harscheisen. Ja genau, das sind die Dinger die einem im Laden noch extra preiswert mit zum Tourenset verkauft werden, die man aber im Hochwinter irgendwie nie verwendet. Im Grunde genommen sind es Steigeisen für die Skier. Man braucht sie um besseren Halt auf der gefrorenen Altschneeoberfläche zu erlangen, denn durch das Gehen auf den Skikanten haben die Aufstiegsfelle weniger Kontakt zum Boden und halten somit auch weniger. Das ist insbesondere beim Richtungswechsel ein Thema für viele Skibergsteiger:innen! Splitboarder:innen sind in der Regel schneller auf Harscheisen angewiesen, da durch das "weichere" Material noch weniger Druck auf die Kanten gebracht werden kann, was die Reibungseigenschaften negativ beeinflusst.
Schlussendlich bleibt es immer jedem selbst überlassen, ob man die Harscheisen verwendet oder nicht. Wenn allerdings bei einem Abrutschen schwere Verletzungen oder gar ein Totalabsturz drohen, dann kann man meiner Meinung nach das Unterlassen dieser Maßnahme als grob fahrlässig bezeichnen.
Mit der"Das geht schon ohne"-Mentalität wird meist an der falschen Stelle gespart. Hier sollte man sich gegebenfalls über die Gruppendynamik hinwegsetzen und rechtzeitig ein Veto einlegen.
Ähnliches gilt oft auch für den Gipfelanstieg. Es wird nicht selten ein Skidepot knapp unterhalb des Ziels errichtet, um dann die letzten anspruchsvolleren Meter zu Fuß zurückzulegen. Wenn man sich hier auf hartem gefrorenem Untergrund bewegt sind manchmal Steigeisen und Eispickel von Vorteil.
Im Vergleich zum Hochwinter stellt man fest, dass im Frühjahr die absolute Schwierigkeit der Touren zunimmt. Meistens weil viele erst dann möglich sind. Die Berge werden höher, die Hänge in die man sich hineinwagt größer und die Abfahrtslinien steiler! Es wird zuweilen der/die "ganze" Bergsteiger:in gefordert, sozusagen also der/die Skibergsteiger:in und nicht der/die Skitourengeher:in. Aber genau das macht für viele ja den Reiz aus, es ist einfach ein noch größeres Gesamtpaket.
Wer aufmerksam gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass man auch bei Frühjahrskitouren auf die richtigen Bedingungen und eine gute Vorbereitung angewiesen ist. Eine gut durchdachte Tourenplanung ist, wie so oft, Gold wert! Erfahrung und eine gute Selbsteinschätzung bleiben aber auch hier unabdingbar für ein sicheres und schönes Erlebnis.
Passt jedoch alles zusammen, dann kann man oft bis weit ins Frühjahr hinein grandiose Skitouren erleben!
... Und dann im Garten die Ausrüstung trocknen lassen...
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