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Tourenplanung - flexibel

Aktualisiert: 12. Apr. 2021

In diesem Beitrag soll es nicht um eine Anleitung gehen, wie man am besten eine Tour plant. Hier möchte ich eher auf eine grundsätzliche Einstellung eingehen, die sich im Laufe der Jahre nicht zuletzt durch meine Erfahrungen entwickelt und bewährt hat.

Wenn man in die Berge fährt, dann hat man in der Regel ein Ziel. Dieses Ziel entsteht durch unterschiedliche Einflüsse. Vielleicht wird man durch die sozialen Medien inspiriert, vielleicht durch die klassische Literatur, vielleicht aber auch durch eine Empfehlung von Bekannten.

Jedenfalls braucht man meiner Meinung nach Ziele. Selbst wenn man ganz ungezwungen unterwegs sein will und schauen möchte wohin einen das Schicksal führt, dann ist das in meinen Augen auch ein Ziel.


Wenn´s allerdings etwas konkreter sein soll, was üblicherweise beim Bergsport der Fall ist, dann braucht es eine Tourenplanung.

Man kann nicht einfach das Ziel haben auf den Piz Palü zu steigen, ohne die Tour vorher zu planen. Man kann nicht einfach außer Acht lassen, wie die Verhältnisse sind, wie das Wetter vorhergesagt ist und vor allem wer einen noch begleitet.

Wetter, Mensch und Gelände müssen im Einklang sein, damit eine geplante Unternehmung erfolgreich ist. Je anspruchsvoller die Tour, desto mehr ist man auf die Stimmigkeit aller Faktoren angewiesen.

Meistens korelliert der Anspruch auch mit einem erhöhten Erwartungsdruck der auf uns lastet. Eben weil ja so vieles passen muss, damit man das Ziel erreicht. Ob diese Erwartungshaltung dabei intrinsisch (eigener Antrieb, langersehnte Wunschtour,etc...) oder extrinsich (Freunde, Community, Arbeitskollegen, Sponsoren) gesteuert ist, spielt nur geringfügig eine Rolle.

Jedenfalls lastet ein gewisser Druck auf uns und um damit umgehen zu können, ist eine gute Tourenplanung notwendig. So und jetzt wird´s interessant...

Ganzheitlich betrachtet gibt es beim Bergsteigen jene Faktoren, die wir beeinflussen können und die sich gut kalkulieren lassen. Und es gibt Dinge, die wir einfach nicht in der Hand haben. Dinge, die gegeben sind und von uns letztlich, spätestens im Augenblick der Wahrnehmung akzeptiert werden müssen.

Dazu gehören zum Beispiel: Unerwartete Verhältnisse (zu große Randkluft, vereister Fels,...), unvorhersehbare Wetterumschwünge, Magenverstimmungen, Absturz des Smartphones, schlechte Tagesverfassung, Unfall + Stau auf dem Weg zum Berg, usw. ... Das kann dazu führen, dass das Ziel in unerreichbare Ferne rückt. Dagegen unternehmen können wir aber nichts!

Damit das Ganze nicht in bodenlosem Frust endet, hat es sich hier bewährt, so früh wie möglich anzufangen sein Schicksal zu akzeptieren.

Eine gute Tourenplanung berücksichtigt idealerweise auch eine oder mehrere Alternativen. Alternative Ziele, alternative Wege oder alternative Betätigungsmöglichkeiten. Wer so plant und sich der Möglichkeit des Scheiterns bewusst ist, der kann vom Schicksal nicht mehr so leicht enttäuscht werden!

Es ist, wie es ist, also machen wir das Beste draus! - Sollte hier die Devise lauten.

Bei unbeeinflussbaren Faktoren funktioniert diese Herangehensweise meiner Erfahrung nach für die meisten Menschen ganz gut.


Wo es allerdings viel eher zu Enttäuschungen und Frust kommt ist, wenn eigentlich planbare Dinge nicht berücksichtigt worden sind. Zum Beispiel wenn man bei der Auswahl der Klettertour, nicht berücksichtigt hat, dass der/die Kletterpartner:in keine Quergänge leiden kann und man dann an der entsprechenden Stelle umkehren muss...Oder wenn man am Wochenende bei besten Verhältnissen zu einer der beliebtesten Touren der Region aufbricht ursprünglich aber eigentlich möglichst alleine sein wollte... Oder wenn einem der Gipfelaufstieg verwehrt wird, weil man die notwendige Ausrüstung (z.B.Steigeisen+Pickel) nicht mit eingepackt hat...

Es wird einem schonungslos und direkt klar, dass man es selbst vergeigt hat und da darf man sich dann schon mal ärgern!

Jetzt kann man hier natürlich auch hergehen und die Umstände einfach akzeptieren und das Beste draus machen. Sollte man sogar! Denn, ähnlich wie bei den nicht beeinflussbaren Faktoren ist es im Augenblick der Realisierung meist auch schon zu spät um noch etwas daran zu ändern. Auf keinen Fall sollte man diese Dinge einfach ignorieren, denn dann sind Stress und unnötige Gefahrensituationen vorprogrammiert.

Wenn man allerdings die Häufigkeit solcher unangenehmen Erfahrungen in Zukunft verringern möchte, dann kann man daraus lernen und sich bei der nächsten Tourenplanung etwas mehr Mühe geben. Denn das lohnt sich!

ACHTUNG WERBUNG: Oder man gibt das Ganze in professionelle Hände und engagiert eine:n Bergführer:in, welche:r die Planung und das Risikomanagement übernimmt...Denn genau dafür gibt es uns schließlich! Wer im Hinblick auf Erfolgschancen und Sicherheit das Maximum rausholen möchte, der/die sollte diese Möglichkeit in Betracht ziehen.

Man sollte sich jedenfalls niemals vormachen, dass man in Zukunft immer alles richtig planen und einschätzen wird. Es ist nunmal Teil des Lebens, dass man nicht immer an alles denkt. Manchmal hat man wenig Zeit, wenig Kraft oder auch einfach wenig Lust alle Faktoren zu berücksichtigen. Nobody is perfect!


Die Tourenplanung ist eine wichtige Sache im Bergsport, der Erfolg einer Bergtour ist aber Definitionssache!

Man kann zum Beispiel auch erfolgreich sein, wenn man es schafft umzudrehen oder abzubrechen. Das was wir dabei lernen, ist meistens sogar mindestens so wertvoll wie die Erfahrung auf dem Gipfel gestanden zu sein... Schlussendlich geht es doch hauptsächlich um eins: Eine gute Zeit zu haben!


Entscheidend ist dabei, dass man flexibel bleibt und am Ende zufrieden und gesund ist!

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